Können ältere Blitzgeräte moderne Kameras beschädigen?

Der Blitzschuh einer Canon EOS 500D. Herstellerübergreifend standardisiert sind nur der Mittenkontakt und der Kontakt am Rand, aber diese beiden reichen aus, um ein Blitzgerät zu synchronisieren. (Quelle: Canon)

Im Prinzip ja, nur gilt das nicht generell und es gibt eine ganze Reihe älterer Blitzgeräte, die sich auch noch an einer aktuellen Digitalkamera nützlich machen können. Blitzschuhe moderner Kameras haben mehrere Kontakte, die der Kommunikation zwischen Kamera und Blitzgerät dienen und eine vollständige Kontrolle der Blitzabgabe durch die Kamera erlauben.

Zur Ansteuerung eines externen Blitzgeräts reicht aber bereits der standardisierte Mittenkontakt aus, wie ihn alle Kameras mit Blitzschuh besitzen – ausgenommen ältere Modelle von Minolta und Sony mit ihrem proprietären Blitzschuh. Wenn die Kamera den elektronischen Schalter zwischen den Schienen des Blitzschuhs und dem Mittenkontakt schließt, zündet der Blitz, und wenn das Blitzgerät eine Automatikbetriebsart hat, in der es die nötige Blitzdauer mit einem eigenen Sensor ermittelt, eignet es auch auch für den Einsatz mit einer aktuellen Kamera. An der Kamera stellt man die Blitzsynchronzeit und eine geeignete Blende ein, überträgt manuell die Blende und den ISO-Wert auf das Blitzgerät und überlässt diesem die Belichtungssteuerung.

Oft hört man nun allerdings, dass ältere Blitzgeräte so hohe Spannungen erzeugen, dass sie die Elektronik moderner Kameras zerstören können. Was ist davon zu halten? Vor Jahrzehnten war es nicht unüblich, dass an den Kontakten der Blitzgeräte Spannungen von mehreren hundert Volt anlagen. So lange die Kameras den Zündstromkreis mit einem mechanischen Schalter schlossen, war dies unproblematisch, aber nach dem Einzug der Halbleiterelektronik in die Kameratechnik mussten sich die Blitzhersteller auf niedrigere Spannungen beschränken – übrigens schon Jahre vor der Digitalisierung der Fotografie. Selbst wenn zur Blitzsteuerung Triacs verwendet wurden, die problemlos einige hundert Volt bewältigen, konnte die Spannung andere, empfindlichere Halbleiterbausteine zerstören.

Dieser mehrere Jahrzehnte alte Osram-Blitz erzeugt eine Zündspannung von mehr als 200 Volt, die modernen Kameras gefährlich werden könnte.

Im ISO-Standard 10330, der die Eigenschaften des Standard-Blitzschuhs definiert, ist die Zündspannung auf maximal 24 Volt spezifiziert, und Spannungen innerhalb dieses Bereichs müssten standardkonforme Kameras bewältigen. Die tatsächlichen Belastungsgrenzen der Kameras sind allerdings recht unterschiedlich. Nikon gibt an, dass die Zündspannung 250 Volt nicht überschreiten und auch nicht negativ sein darf, womit Nikon-Kameras, die Kompaktkameras ebenso wie die DSLRs, die ISO-Norm sogar übererfüllen. Canon hat dagegen verschiedentlich angegeben, dass schon Spannungen oberhalb von 6 Volt für Kompaktkameras gefährlich sein können. Oft fehlen solche Angaben zu den Kameras leider gänzlich. Sofern der Hersteller keine anderen Angaben macht, muss man sicherheitshalber davon ausgehen, dass Spannungen oberhalb von 24 Volt ein Risiko bergen – es könnte dann schon ausreichen, das auf den Blitzschuh geschobene Blitzgerät einzuschalten, um Teile der Elektronik zu beschädigen.

Wenn man sich nicht sicher ist, dass die Kamera auch höhere Zündspannungen verkraftet, sollte man nur Blitzgeräte verwenden, deren Spannung im einstelligen Voltbereich bleibt. Auf https://www.botzilla.com/page/strobeVolts.html hat Kevin A. Bjorke die Zündspannungen einer Vielzahl von Blitzgeräten zusammen gestellt, aber falls der eigene Blitz nicht dabei ist, kann man die Spannung selbst mit einem handelsüblichen Multimeter messen. Dazu schließt man die Messkabel an die Kontakte des Blitzfuß an – der Pluspol ist der Mittenkontakt, der Minuspol der seitliche Kontakt – und schaltet den Blitz ein.