Wie man den Mond fotografiert

Die Helligkeit des Mondes wird oft unterschätzt. Weil man ja nachts fotografiert, meint man, eine hohe Empfindlichkeit oder eine lange Belichtungszeit wählen zu müssen, und das Ergebnis sind stark überbelichtete Bilder. Der für uns sichtbare Teil des Mondes liegt aber im hellen Sonnenlicht; dort oben ist es Tag, und dass hier unten in rund 384.000 Kilometern Entfernung Nacht herrscht, ändert nichts daran, dass Fotos des Mondes immer Aufnahmen bei Tageslicht sind. Daher reichen tatsächlich meist schon ISO 200 aus, um bei einer Blende von f4 oder f5,6 zu Belichtungszeiten zu kommen, die auch noch mit längeren Brennweiten Aufnahmen aus der Hand erlauben.

Die Belichtungsautomatik tut sich mit dem Mond schwer, denn selbst bei einer Brennweite von umgerechnet 300 Millimeter füllt der Vollmond noch einen zu geringen Teil des Gesichtsfelds aus, als dass eine Integral- oder Mehrfeldmessung zu einem brauchbaren Ergebnis käme. Die Spotmessung wäre besser geeignet, aber es ist einfacher und führt zu besser reproduzierbaren Ergebnissen, Blende und Verschlusszeit manuell einzustellen und sich an die optimalen Werte heranzutasten.

Der automatische Weißabgleich lässt die Mondoberfläche grau aussehen, was durchaus realistisch, aber nicht immer befriedigend ist – das Bild erscheint wie eine Schwarzweißaufnahme. Die Voreinstellung für Tageslicht führt zu einer leicht gelblichen Wiedergabe und die Einstellung für bedeckten Himmel verstärkt diesen Effekt noch.

Mond und Landschaft

Während der Mond allein noch recht leicht zu fotografieren ist, stoßen Aufnahmen, die den Mond am Himmel über einer nächtlichen Landschaft zeigen, auf erhebliche Schwierigkeiten. Der Helligkeitsunterschied zwischen dem Mond und der vom Mondlicht beschienenen Landschaft entsprechen dem Unterschied zwischen Tag und Nacht, und einen so hohen Kontrast kann keine Kamera in einer einzigen Aufnahme bewältigen.

Selbst wenn man den großen Kontrastumfang in den Griff bekäme, bliebe noch das Problem, dass der Mond viel zu klein wirkte. Unserer subjektiven Wahrnehmung erscheint der Mond vielfach größer, als er tatsächlich ist, und ein Foto, das die wirklichen Größenverhältnisse zeigt, wirkt daher unrealistisch. Aus diesem Grund haben Maler den Mond durchweg stark vergrößert dargestellt; solche Abbildungen verfälschen zwar die Wirklichkeit, geben aber wieder, was wir gesehen zu haben meinen. Auch der Fotograf muss sich entscheiden, ob er eine objektiv realistische Abbildung anstrebt, oder eine, die dem subjektiven Empfinden entspricht. Viele entscheiden sich für die zweite Variante und montieren in ein Landschaftsfoto ein vergrößertes Bild des Mondes – eine Methode, die gleichzeitig das Problem des großen Kontrastumfangs löst, da man beide Aufnahmen ganz unterschiedlich belichten kann.

Einfacher als die Kombination von Mond und Landschaft sind Bilder, die den Mond zusammen mit Gebäuden zeigen – jedenfalls dann, wenn diese nachts beleuchtet werden und der Kontrast zum Mond geringer ausfällt. Wenn man etwa einen Kirchturm aus hinreichend großer Entfernung fotografiert und dazu einen passenden Standpunkt wählt, von dem aus Mond und Turm fast in einer Linie liegen, kann man mit einem starken Teleobjektiv die geraffte Perspektive nutzen; die Größenverhältnisse von Mond und Architektur erscheinen dann stimmig.

Völlig problemlos ist dagegen die Belichtung des Monds bei Tageslicht, wenn also auf dem Mond wie auf der Erde Tag ist. Das gestreute Licht des blauen Himmels reduziert lediglich den Kontrast, so dass Details der Mondoberfläche schlechter als auf Nachtaufnahmen zu erkennen sind.