Woher kommt der Name „Canon“?

Das bis 1937 verwendete Canon-Logo

Der Firmenname „Canon“ klingt eher englisch als japanisch, ist aber tatsächlich asiatischen Ursprungs. Nachdem Goro Yoshido (1900–1993) in seinem 1933 in Tokyo gegründeten Labor für optische Präzisionsinstrumente (Seikikogaku Kenkyusho) den ersten Prototyp einer Kleinbild-Sucherkamera nach dem Vorbild der Leica entwickelt hatte, benannte er sie nach Guanyin, einem Bodhisattva des Mitgefühls, der auch in weiblicher Gestalt als Göttin der Barmherzigkeit verehrt und in Japan „Kwanon“ genannt wird. Auch das erste Logo zeigte über dem Schriftzug „Kwanon“ das Bild der tausendarmigen Göttin. Der Markennamen wurde später mit Blick auf den internationalen Markt zu „Canon“ vereinfacht – in dieser Form konnte er auch für einen Kanon, also ein definitives Verzeichnis maßgeblicher Regeln oder Werke stehen, und betonte den Anspruch des Unternehmens, nicht nur deutsche Kameratechnologie zu kopieren, sondern selbst Maßstäbe zu setzen.

Der Prototyp der Kwanon-Kamera

Die Hansa Canon von 1936

Obwohl die erste Canon in einer Kleinserie produziert worden sein soll, ist kein einziges Serienexemplar erhalten geblieben; ob jemals welche gebaut wurden, ist ungewiss. Zudem hatte das junge Unternehmen, das aus Goro Yoshido, seinem Schwager Saburo Uchida und Takeo Maeda bestand, noch ein Problem zu lösen: Zur selbstentwickelten Messsucherkamera fehlte ein Objektiv.

Das erste marktreife Produkt war die „Hansa Canon“ aus dem Jahre 1936. „Hansa“ war das Markenzeichen des Handelsunternehmens Omiya Shashin Yohin, das den Exklusivvertrieb der Kamera übernommen hatte, und spielte auf die mittelalterliche Gemeinschaft der nordeuropäischen Hansestädte an. „KashyaPa“, der Markenname des ersten, gemeinsam mit Nippon Kogaku Kogyo (heute Nikon) entwickelten Canon-Objektivs mit Zentralverschluss, geht wiederum auf eine buddhistische Tradition zurück. Der Name erinnert an Mahakashyapa, einen Schüler Buddhas, aber auch an die japanischen Wörter „kasha“ und „pa“, die lautmalerisch das Öffnen und Schließen des Verschlusses beschreiben. Spätere Objektive trugen Nippon Kogakus Bezeichnung „Nikkor“, bevor Canon ab 1937 begann, eigene Objektive unter dem Markennamen „Serenar“ zu entwickeln. Erst im September desselben Jahres wurde „Canon“ als einheitlicher Markenname auch für die Objektive eingeführt und gleichzeitig zum neuen Firmennamen.